ADHS und Beruf
Vorwort:
Die ADHS- Symptome zeigen sich auch in der Schulkarriere, der Ausbildung und schließlich im Beruf. Oft zeigen in der Schule und im Studium die Auswirkungen der ADHS durch Motivationsstörungen, eine schlechte Selbstorgansiation und eine eingeschränkte Konzentration. Betroffene erreichen häufig bei gleicher Intelligenz niedrigere Bildungsabschlüsse (Biedermann et al 1993). ADHS-Betroffene haben im Vergleich zur Normalbevölkerung statistisch öfter ein niedrigeres Einkommen. Dies deshalb, weil sie oft unter ihren Möglichkeiten bleiben und nicht den Schulabschluss erreichen, zu dem sie fähig wären. Vielen ADHS-lern gelingt es im Laufe ihres Lebens nicht ihr Potential auszuschöpfen und sich beruflich so zu verwirklichen, dass sie mit sich selbst, ihrem sozialen Status und ihrem Einkommen zufrieden sind. Die berufliche Entwicklung eines Menschen wird wesentlich durch den erreichten Bildungsgrad bestimmt. Niedrigere Bildungsabschlüsse bedingen niedrigeres Einkommen, einen niedrigeren sozialer Status und vermehrte Unzufriedenheit im Beruf. Weiter finden wir bei ADHS-lern eine geringere Arbeitszufriedenheit, häufigere Zeiten von Arbeitslosigkeit, Teilzeitbeschäftigungen und Kündigungen sind häufiger (Barkley 2002, Biedermann et al 2006). Auch bekommen sie häufiger eine schlechtere Leistungsbeurteilung (Barkley 2006).
ADHS-Betroffene bleiben in ihrer beruflichen Performance oft unter ihren intellektuellen Möglichkeiten (Biedermann 2008).
Dass ADHS-Betroffene häufiger eine Depression oder eine Suchterkrankung entwickeln ist ein weiterer Grund für die geringere Arbeitsleistung und die höhere Zahl von Fehltagen (de Graaf et al 2008). Die seelische Gesundheit der ADHS-Betroffenen ist insgesamt schlechter, als die der Normalbevölkerung.
Die häufigen Jobwechsel sind wesentlich verursacht durch Krisen am Arbeitsplatz aufgrund geringerer sozialer Kompetenz, Vergesslichkeit, Prokrastination, innerer Unruhe und Getriebenheit, sowie der reduzierten Leistungsfähigkeit.
Warum haben ADHS-Betroffene berufliche Probleme?
Die Symptome der ADHS, die sich auch schon in der Kindheit zeigen, kommen später im beruflichen Alltag noch stärker zum Tragen. Jetzt gilt es, eine konstante Leistung zu erbringen. Aufgaben sind klar definiert. Teamarbeit ist gefragt. Man soll gemeinsame Projekte entwickeln. Der Arbeitgeber, der für den Job bezahlt, hat klare Anforderungen, die er in einer vorgegebenen Zeit erfüllt haben möchte. In Zusammenarbeit mit anderen Kollegen ist es wichtig Pünktlichkeit und Verlässlichkeit einzuhalten, damit auch die anderen die geleistete Arbeit verwenden, beziehungsweise darauf aufbauen können. Hier ist es also wichtig Arbeiten rechtzeitig anzufangen, sie zu Ende zu führen, den Überblick zu behalten und priorisieren zu können. Die Entwicklung der sozialen Kompetenz spielt in der beruflichen Karriere eine entscheidende Rolle. Der richtige Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten und Kunden setzt sozialverträgliches Verhalten voraus. Im Kontakt mit Mitmenschen spielen Anstand, Höflichkeit, Respekt und die Wertschätzung anderer Menschen eine große Rolle. Die Reifungsverzögerung von Betroffenen, die bedeutet, dass sie in ihrem sozialen Verhalten manchmal bis zu 5 Jahre zurück sein können, kommt vor allem im frühen Berufsleben zum tragen. Sie können zwar gute intellektuelle Leistungen bringen, dann aber auch im nächsten Moment sehr kindlich und unreif reagieren. ADHS-Betroffene können eben nicht nur schnell ihre Stimmung und ihre Meinung, sondern auch ihr Alter wechseln. So mancher Arbeitskollege wundert sich dann, wie unbeherrscht und unreif ein sonst sehr gebildeter ADHS-ler sich benehmen kann, wenn er sich angegriffen oder ungerecht behandelt fühlt.
Auch mit noch so guten fachlichen Leistungen verspielt man sich die Sympathien seiner Mitmenschen, wenn man sich nicht an soziale Regeln hält. Gerade aber ADHS-Betroffene haben oft große Schwierigkeiten, die ungeschriebenen Gesetze des sozialen Umgangs zu erfassen und noch viel mehr, diese zu befolgen. Es fällt ihnen so schwer ihren Menschen mit gleichbleibender Freundlichkeit und Höflichkeit zu begegnen. Besonders in Konfliktsituationen neigen sie dazu, ihre Gefühle nicht unter Kontrolle zu haben und andere Menschen, oft auch unabsichtlich, damit zu verletzen. Selbst wenn ADHS-ler gute Leistungen erbringen, können Sie diese wieder zunichtemachen, wenn sie unzuverlässig arbeiten, ausrasten oder Ihre Kollegen verletzen weil sie ihre Impulsivität und ihre Wut nicht unter Kontrolle hatten.
Schwierig kann es auch werden, weil die Arbeitsleistung. nicht stabil, sondern sehr wechselnd sein kann. Alles was interessant und spannend ist, kann sehr gut bewältigt werden. Wenn Aufgaben langweilig sind, viel Sorgfalt benötigen oder aber Routinearbeiten zu bewältigen sind, dann kann es für ADHS-ler schwierig werden. Der Erfolg eines Teams ist aber davon abhängig, dass alle Mitglieder ihre Aufgaben erledigen, einander zu- und zusammenarbeiten und dass man sich aufeinander verlassen kann.
Die Kernsymptome der ADHS beeinflussen also wesentlich die Qualität der beruflichen Arbeit und die der sozialen Kompetenz.
Hier ist zunächst die Konzentrationsstörung von Bedeutung. Die ADHS- bedingte Konzentrationsstörung zeigt sich in der verkürzten Aufmerksamkeitsspanne, in flüchtiger und sprunghafter Arbeitsweise und in einer oberflächlichen Wahrnehmung mit daraus resultierenden Flüchtigkeitsfehlern. Durch jeden noch so kleinen Reiz können ADHS-ler abgelenkt werden. Sie unterbrechen ihre Arbeit, um sich einen neu aufgetretenen Reiz zuzuwenden. Dies macht sie oft langsam und zerstreut. Aufgrund der ständig unterbrochenen Denk- und Arbeitsabläufen verlieren sie oft den Faden. Häufig übersehen sie wichtige Details, die für die Aufgabenlösung wichtig sind. Oder aber sie bleiben an Details hängen und werden mit ihrer Arbeit nicht fertig, weil sie immer mehr Informationen anhäufen, ohne die wesentlichen Punkte erfassen und bearbeiten zu können.
Dies nennt man Priorisierungsschwäche. ADHS- Betroffene nehmen alle Reize gleich wichtig wahr. Dies hat zur Folge, dass es ihnen sehr schwer fällt zu entscheiden, mit welcher Aufgabe sie anfangen müssen, weil alles für sie wichtig ist. Sie fangen irgendwie, irgendwann, irgendwas an, ohne Plan und verlieren sich so in der Fülle ihrer Gedanken und Möglichkeiten. Sie verlieren sich auch gerne in immer weiteren Verästelungen von Nebensächlichkeiten. In der Schule zeigt sich das im Deutschaufsatz als „Thema verfehlt“. Im Beruf lösen sie damit Stirnrunzeln ihrer Vorgesetzten aus, weil sie viel zu lange brauchen und sie die gestellten Aufgaben nicht zufriedenstellend zu Ende bringen. Das Festbeißen an Details, die sprunghaften und ablenkbaren Gedankenblitze verhindern oft effizientes Arbeiten. Deswegen können sie auch einen stabilen beruflichen Erfolg verhindern. Den Überblick haben, das Wesentliche erfassen und planvoll eine Aufgaben bearbeiten, sind wesentliche Voraussetzungen dafür, dass der Arbeitgeber mit den Leistungen seiner Mitarbeiter zufrieden ist.
Weiterhin zeigt sich, dass ADHS-Betroffene große Probleme mit ihrer Selbstorganisation haben. Ihre Schreibtische gleichen oft einer Ansammlung von Häufchen, die jeden Tag wachsen und vor denen sie schon beim Anblick kapitulieren. ADHS-ler verlieren viel Zeit damit zu suchen, weil sie Akten nicht richtig abheften, wichtige Schriftstücke nicht finden und sie drohen oft in ihrem eigenen Chaos unter zu gehen. Es fällt Ihnen schwer Sachen an den richtigen Platz zu verbringen, konsequent Schriftstücke zu zu ordnen, Akten und Ordner zu beschriften und sinnvolle Arbeitsabläufe zu automatisieren. Sie führen einen täglichen Kampf gegen ihr eigenes Chaos, den sie nur allzu oft verlieren. Die Kollegen fragen sich, warum sie nie mit ihrer Arbeit fertig werden.
Sehr typisch für ADHS-Betroffene ist auch die Prokrastination. Arbeiten werden immer erst auf den letzten Drücker erledigt, was die Kollegen regelmäßig zum Wahnsinn treiben kann. Das ganze Team kommt unter Druck. Verständlich, dass dies die Anerkennung und Wertschätzung im Team kostet. Die tatsächlich geleistete Arbeit kommt wegen dieser teamschädlichen Verhaltensweise oft gar nicht richtig zur Geltung. Kollegen entwickeln so zunehmend Ärger und Unmut, weil sie von der Zuarbeit des ADHS-Betroffenen abhängig sind und ihre eigene Arbeitsleistung in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Kollegen können nicht nachvollziehen, warum ADHS-Betroffene nicht einfach rechtzeitig anfangen und in Ruhe und systematisch die gestellten Aufgaben erledigen. Sie können dieses Verhalten als Desinteresse oder Rücksichtslosigkeit interpretieren. Sie wissen ja nichts von den neurobiologischen Schwierigkeiten der ADHS-Betroffenen und wie schwer es für sie ist einen geordneten Arbeitsstil zu entwickeln. Unmut entsteht auch, wenn ADHS Betroffene unzuverlässig sind und Arbeiten nicht vollständig und gründlich bearbeiten. Die Kollegen, denen das Mehrarbeit verschafft, finden das eben nicht selbstverständlich das einfach hinzunehmen. ADHS-ler sind oft Meister in Ausreden, die sie sich selbst und anderen erzählen. Kollegen sind dann enttäuscht oder fühlen sich ausgenutzt, vielleicht auch gekränkt, wenn Zusagen nicht eingehalten werden oder immer wieder Ausreden vorgebracht werden. Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit sind wesentliche Erfolgsfaktoren im Beruf und werden konsequent eingefordert.
Die hyopaktiven ADS-Betroffenen leiden selbst sehr darunter, dass sie zu langsam, zu umständlich arbeiten und dass sie nie in der dafür vorgesehenen Zeit fertig werden. Sie arbeiten dann oft heimlich und entwickeln ein ausgeprägtes Schamgefühl für ihre Langsamkeit. Oft entstehen bei ihnen zwanghafte und perfektionistische Züge, weil sie um ihre Fahrigkeit und Flüchtigkeitsfehler wissen und kompensatorisch sich immer stärker kontrollieren. Sie trauen sich selbst nicht und mit ihren Zwängen werden sie noch langsamer. Unter diesem Stress entwickeln sie häufiger einen Burnout oder andere Stresssymptome
Hinzu kommt das schlechte Zeitmanagement der ADHS-Betroffenen. Sie verlieren die Zeit und sie kommen oft zu spät. Andere Menschen finden das rücksichtslos. Arbeitskollegen können empört darauf reagieren, wenn sie zum wiederholten Mal auf ADHS-ler warten mussten oder der Terminlich ganz vergessen wurde.
Viele ADHS-ler sind auch sehr vergesslich. Man sagt ihnen etwas, sie nicken und im nächsten Moment ist diese Aufgabe im Universum verschwunden, weil ein anderer Gedanke aufgetaucht ist. Es ist oft so, als würde ein neuer Gedanke den alten Gedanken löschen. Betroffene haben einfach keinen Zugriff mehr darauf und da sie dauernd abgelenkt sind, geschieht dies oft viele Male am Tag. Nicht jeder hat Verständnis für all diese kleinen und großen Vergesslichkeiten, die zu einer deutlich verminderten Arbeitsleistung führen können.
ADHS-Betroffene können oft viel reden und wenig zuhören. Im Gespräch fallen sie oft den anderen ins Wort, lassen anderen nicht den angemessenen Raum im Gespräch. Oft haben sie noch keine klare Position, bevor sie anfangen zu reden. Sie können auch schnell ihre Meinung ändern, was ihre Mitmenschen irritieren kann.
ADHS-Betroffene können mit ihrer Impulskontrollstörung sehr schnell wütend werden oder beleidigt sein, scheinbar grundlos oder wegen geringsten Anlässen. In solchen Situationen können sie dann in ihrer Wut die Kontrolle verlieren. Oder sich zurückziehen, wenn sie sich beleidigt fühlen. Ihre Überempfindlichkeit führt dazu, dass sie Kränkungen und Ablehnung auch dann empfinden, wenn diese von ihrem Gegenüber gar nicht beabsichtigt ist. Und sie reagieren dann oft heftig. Viele ADHS-ler haben diese ausgeprägte Hypersensibilität. Dies ist auch im beruflichen Umfeld problematisch, weil sie so schnell gekränkt reagieren und sie sich schnell verletzt, kritisiert und abgelehnt fühlen. Sie drehen sich dann um ihre verletzten Gefühle. Sie können Wörter und Sätze falsch auslegen und sie beharren dann auf ihrer Sichtweise. Sie nehmen viel zu viel persönlich und beziehen alles auf sich selbst zu.
Der ausgeprägte Gerechtigkeitssinn der ADHs-ler kann dazu führen, dass sie sich ständig in einem Kampf für das, was in ihren Augen Gerechtigkeit ist, engagieren. Sie fragen dann nicht danach, ob sie den Kampf führen sollen, sondern sie fühlen sich berufen ihre Überzeugungen im Sinne von anderen durchzusetzen. Hier schießen sie oft über das Ziel hinaus und fragen nicht, ob andere wirklich diesen Einsatz wollen und schätzen. Dies trägt ihnen nicht immer Sympathien ein. Ihr Gerechtigkeitssinn wird auch von ihrer eigenen Einstellung her interpretiert. Sie können große Kämpfer für Gerechtigkeit sein und sich in ihrem Kampfeswillen dann selbst wieder durch die Heftigkeit ihrer Angriffe, ihrer Sturheit und ihrer Beharrlichkeit ins Unrecht setzen.
Ihre Getriebenheit und Ungeduld kann für andere auch sehr anstrengend und stressig sein. Die motorische Unruhe der ADHS-Betroffenen kann auch Kollegen nervös und ungeduldig machen. Häufig sind sie ständig in Bewegung, Wippen mit Fuß oder Trommeln mit Fingern.
Es ist oft schwierig für ADHS-Betroffene, einen guten Platz in einem Unternehmen zu finden. Das beginnt schon mit der Schwierigkeit, Autoritäten zu akzeptieren und sich unterzuordnen. Es ist ihnen ein Gräuel, wenn jemand über sie bestimmt und ihnen Anweisungen gibt. Hierarchische Strukturen sind ihnen zuwider und sie reagieren hier oft unangemessen, wenn sie Anweisungen befolgen müssen oder Grenzen gesetzt bekommen. Sie „vergreifen sich oft im Ton“ gegenüber Vorgesetzten.
Auch fällt es ihnen schwer mit, richtig Misserfolgen umzugehen. Ihre Frustrationstoleranz ist geringer als bei anderen. ADHS-ler reagieren schnell gekränkt, wenn sie kritisiert werden und sie nehmen Kritik überaus persönlich. Es ist schwer für sie Kritik auch als Chance und Entwicklungsmöglichkeit zu sehen.
Zusammenfassend könnte man sagen , dass ADHS-Betroffenen in ihrem Berufsleben vermehrt Stress haben und auch anderen vermehrt Stress machen.
Die positiven Seiten der ADHS im Beruf:
ADHS-Betroffene können sehr engagiert sein und mit vielen kreativen und originellen Ideen eine Firma sehr bereichern. In ihrer unkonventioneller und offenen Art können Sie andere mitreißen. Mit ihrem Querdenken können Sie auf unmögliche Ideen kommen, auf die kein anderer sonst kommen würde.
Welche Berufe sind besonders geeignet?
ADHS befähigt zu Berufen, die spannend, schnell und aufregend sind und wo es darum geht, einen Auftrag zur erbeuten, ein Interview zu bekommen oder ein Bild zu schießen. Aussendienst, Vertrieb, Journalismus sind hier gute Beispiele.
Wenn die Spannung steigt und sich Notfallsituationen abzeichnen, bekommen ADHS Betroffenen oft einen klaren Kopf und einen guten Überblick. ADHS Betroffene sind oft gute Rettungssanitäter oder Notärzte. Sie können auch gute Staatsanwälte sein, wenn sie ihren Gerechtigkeitsinn darüber ausleben können.
Auch kreative und künstlerische Berufe können ADHS-er sehr gut ausüben. Ihre Kreativität und Intuition kann sich hier entfalten. Auch unter den Politikern, Schauspielern und in allen Medien sind sie häufig zu finden. In diesen Berufen können Sie auch sehr erfolgreich sein und große Anerkennung erfahren.
Welche Berufe sind eher problematisch?
Für ADHS-Betroffene sind Berufe problematisch, die große Genauigkeit erfordern oder in denen monotone Tätigkeiten wichtig sind. Langeweile und Unterforderung führen bei ADHS-lern zu einer schlechten Arbeitsmoral. Sie können sich unter diesen Bedingungen nur wenig für eine Arbeit begeistern und somit auch nicht viel leisten. Arbeiten im Controlling oder stupide Dateneingaben können sie in den Wahnsinn treiben.
Was sind gute Arbeitsbedingungen für ADHS-Betroffene.
ADHS-Betroffene brauchen Aufgaben, für die sie sich begeistern können und die sie spannend finden. Außerdem brauchen Sie Bewegung und Abwechslung. Hilfreich sind kreative Räume, in denen sie ihre Ideen entwickeln können. Sie brauchen einerseits Freiräume und Eigenständigkeit, andererseits aber brauchen Sie auch klare Grenzen und Strukturen. Sie benötigen oft Deadlines und Kontrollen und genau definierte Arbeitsschritte. Autoritärer Führungsstil und Willkür sind allerdings Gift für ADHS-Betroffene.
Welche Arbeitsbedingungen sind problematisch:
Auf Grund der Reizoffenheit der ADHS Betroffenen sind Großraumbüros für sie meist der Supergau. Sie werden von jedem Reiz abgelenkt. Jedes Telefonat des Kollegen werden sie mitbekommen und darüber nachdenken, jeder Gang zur Kaffeemaschine wird von Ihnen registriert. Jeder Plausch der Kollegen reißt sie aus ihre Arbeit. Arbeitgeber ahnen meist nicht, wie sehr sie ADHS Betroffene mit Großraumbüros stressen. ADHS-ler sind dieser ständigen Reizüberflutung völlig ausgeliefert! Am Ende eines Arbeitstages sind sie um so viel erschöpfter, als wenn sie sich in ein Zimmer zurückziehen können und ungestört ihre Aufgaben erledigen können.
Was müssen ADHS-Betroffene lernen, um beruflich erfolgreich zu sein:
ADHS- Betroffene müssen lernen, ihre Arbeit und sich selbst gut zu organisieren und zuverlässig zu arbeiten. Weiterhin ist wichtig, dass sie in ihrer Kommunikation sozial verträglich bleiben und sie ihre mit Menschen nicht unter ihren Stimmungsschwankungen leiden lassen. Wichtig ist auch, dass sie lernen Kompromisse zu machen, Toleranz zu entwickeln und sich in Geduld und Gelassenheit üben.
Probleme mit der Selbstständigkeit bei ADHS-Betroffenen:
ADHS-Betroffene suchen oft die Selbstständigkeit. Die Vorstellung Entscheidungen selbst treffen zu können und keinen Chef über sich zu haben, ist für sie besonders verlockend . Mit ihren kreativen Ideen ist das zunächst auch keine schlechte Wahl. Leider scheitern selbständige ADHS-ler aber häufig, und das aus Gründen, die andere Menschen überhaupt nicht verstehen können: Sie machen keine Steuererklärung, verpassen die Anmeldung der Umsatzsteuer, bezahlen ihre Rechnungen nicht. Sie verlieren den Überblick über ihre Finanzen, denn die sind für Selbständige kompliziert und langweilig. Die ADHS-Eigenschaften sind meist auch keine gute Voraussetzung, um eigenes Personal zu führen und zu motivieren.
Zusammenfassung:
ADHS-Betroffene müssen eine berufliche Aufgabe finden, die zu ihnen passt, in der ihre Eigenschaften zum Vorteil werden. Dazu empfehle ein Video (youtube.com) von Eckardt von Hirschhausen: Der Pinguin.
Hirschhausen erzählt von einem Pinguin, der sich in der Wüste aufhält. Dort ist er ungeschickt und unbrauchbar. Kaum ist er aber im Wasser, erscheint er schnell, geschickt, wendig, unglaublich elegant „Wenn ein Pinguin in der Wüste ist, dann ist es kein Wunder, dass es nicht flutscht“. Eckhardt von Hirschhausen schafft mit diesem kurzen Auftritt einen eindringlichen Appell an jeden, eine gute Umgebung für sich zu finden. Eine Umgebung, in der unsere Stärken gebraucht werden, zur Geltung kommen, in der wir damit Erfolg und Anerkennung erfahren. Mit Recht sagt er: „Stärken zu Stärken ist so viel besser als sich mit seinen Schwächen zu beschäftigen. „Ich wünsche ihnen viel Spaß mit ihrem Pinguin und finden sie ihr Element“.
Literatur:
Caoline Bonnes: die Berufliche Entwicklung von Menschen mit ADHS
Lynn Weiss: ADS im Job
Infos auf der Seite adhs-muenchen.net
ADHS - eine besondere Art zu sein